Welcher E-Bike Antrieb ist perfekt für dich?

Welchen E-Bike-Antrieb sollte dein neues Bike haben? Eine gute Frage… Denn die Auswahlmöglichkeiten haben eine spannende Trendwende hinter sich. Es gab vor einigen Jahren, als die E-Bikes ihren großen Boom erlebten, drei unterschiedliche Antriebe: den Front-Antrieb, den Mittelmotor und den Heck-Antrieb. Einer davon ist fast gänzlich verschwunden, einer wächst und wächst und der dritte feiert gerade ein unverhofftes Comeback. 

Hier erfährst du, welche Motoren aktuelle E-Bikes haben und welchen du kaufen musst, damit dein Pedelec mit deinen Plänen mithalten kann. 

 

Diese E-Bike Antriebe gibt es:

  • den Front-Antrieb an der Achse des vorderen Laufrads
  • den Mittelmotor im Bereich des Tretlagers
  • den Heck-Antrieb an der Achse des hinteren Laufrads

 

 

Was welcher E-Bike-Antrieb kann, erfährst du in den folgenden Abschnitten, auch welches Antriebssystem heute kaum noch verbaut wird, verraten wir dir. 

 

Der Mittelmotor – der starke Performance E-Bike-Antrieb

 

Maximal motorisiert für jede Menge Trail-Power funktioniert nur mit Antrieb in der Mitte! Bild © Orbea

Für einige Jahre sah es aus, als hätten der Antrieb in der Mitte des E-Bikes endgültig gewonnen. Ein Bike, das etwas auf sich hielt, hatte einen Antrieb am Tretlager und tatsächlich haben diese Maschinen einige Trümpfe im Ärmel. Sie konnten mit immer mehr Drehmoment aufgemotzt werden, so entstanden Antriebe wie die Bosch Performance Line CX oder Shimanos EP8 System, die auch den hohen Anforderungen eines E-MTBs gerecht werden. Die Motoren wurden auch etwas leichter und kleiner, aber viel Einsparpotential bei Gewicht und Platz gab es aber nicht.

Durch die Motor-Position am Tretlager bekommt das Fahrrad einen tiefen, mittigen Schwerpunkt. So fährt es sehr ausgewogen und bietet eine gute, verlässliche Straßenlage. An dieser Stelle kann der Antrieb die Kraft direkt übertragen, das spart Energie (die Einsparung wird aber meist direkt von mehr Drehmoment und Gewicht aufgefressen). Bei dieser Bauweise ist die Belastung von Kette und Kettenblättern höher, das Antriebssystem braucht etwas mehr Pflege und Wartung

Mittelmotoren waren in den letzten Jahren mehr oder weniger die einzige Option, darum haben die Hersteller hier ihr Angebot ausgebaut und die Auswahl ist entsprechend groß. Es gibt den perfekten (kleineren) Antrieb für City-E-Bikes, Antriebe mit viel Power für eMTBs oder Cargobikes und jede Menge dazwischen. 

Fast immer, wenn es um E-Bikes geht, wird die Frage nach der Reichweite gestellt, die Reichweite hat aber eigentlich nichts mit dem E-Bike-Antrieb zu tun, hier ist  die Batterie ausschlaggebend (alle Informationen dazu findest du in einem weiteren Blog-Beitrag). Da aber ein E-Bike mit Center-Antrieb ohnehin schon ein gewisses Gewicht mitbringt, wird hier oft auch am Akku nicht gespart, und es gibt große Energie-Speicher mit viel Kapazität.

 

Die Eigenschaften eines mittleren Antriebs im Überblick:

  • kann mit viel Leistung ausgestattet werden
  • gute Effizienz
  • optimale Gewichtsverteilung mit tiefem Schwerpunkt
  • groß und schwer
  • immer sichtbar
  • oft mit großen Akkus (und viel Reichweite) ausgestattet
  • hohe Belastung von Kette und Kurbel, wartungsintensiv
  • große Auswahl, Spezial-Antriebe erhältlich

 

Der Heck-Antrieb am E-Bike

 

Hättest du gleich gesehen, dass das ein E-Bike ist? Der Hinterrad-Antrieb macht’s möglich ... der Antrieb ist unsichtbar! Bild © Trek

Der E-Bike-Antrieb am Hinterrad galt als etwas schwach auf der Brust und war beinahe ausgestorben. Aber mit dem Baujahr 2021/22 kam eine neue Art Pedelec auf den Markt – die “Light E-Bikes. Sie boten dem Heckantrieb die Gelegenheit, seine Fähigkeiten optimal einzusetzen und verhalfen ihm zu einem Revival. 

Die E-Bike-Hersteller hatten bemerkt, dass nicht immer mehr Antriebs-Power besser ist, viele Fahrer*innen wünschen sich vielmehr ein leichtes E-Bike, das im Alltag einfach zu handhaben ist. Statt brachialer Kraft unter der Haube war Leichtigkeit das Ziel, und genau das konnten Heckantriebe bieten. Sie wiegen weniger als Mittelmotoren, sie sind außerdem deutlich günstiger. Ein E-Bike mit einem Antrieb am Heck ist nicht dafür da, dich mit Top-Speed durch die Gegend zu schieben, du kannst es über große Strecke aus eigener Kraft bewegen, und wenn dein Weg dann doch zu steil wird, hilft es eben mit. Du kannst ein solches E-Bike aber deutlich einfacher verladen, schieben oder anheben. Damit sind diese Pedelecs perfekt als City-Bikes oder für nicht zu anspruchsvolle Fahrradtouren geeignet. Wegen ihres geringen Gewichts sind Hinterrad-Antriebe auch an sportlichen Bikes wie E-Rennrädern oder E-Gravel Bikes zu finden, während der geringe Platzbedarf gerne für Kompakt-Bikes und E-Falträder genutzt wird.

Fahrrad-Schrauber müssen sich allerdings mit einer Herausforderung auseinandersetzen: Für einen Reifenwechsel am Hinterrad wird der Antrieb mit ausgebaut – du musst dich daher vorher genau über die nötigen Arbeitsschritte informieren oder dein E-Bike für einen Schlauchwechsel in die Werkstatt bringen.

Noch ein Vorteil: Ein solcher E-Bike-Antrieb ist etwas weiter entfernt von losem Kies, Staub und Spritzwasser, und im Hinterbau bei Stürzen recht gut geschützt. Ein weiteres Argument, das viele Fahrer*innen überzeugt, ist die Optik – es ist wirklich schwierig, das Elektro-System auf den ersten Blick zu erkennen! 

 

Die Eigenschaften eines Heckantriebs im Überblick:

  • weniger Gewicht
  • kompakt
  • fällt optisch kaum auf
  • natürliches Fahrgefühl
  • guter Schwerpunkt
  • Plattfuß oder neue Reifen… der E-Bike-Antrieb wird hier mit ausgebaut!
  • Antrieb ist nicht exponiert
  • gibt es an City-E-Bikes, Tourenbikes, Rennrädern und Gravel Bikes
  • perfekt für Kompakt-Bikes und E-Klappräder
  • geringere Leistung für punktuelle Unterstützung

Bye bye Frontantrieb!

Wenn du ein E-Bike mit einem vorderen Antrieb kaufen möchtest, musst du wahrscheinlich eine Weile suchen, denn es gibt nur noch wenige neue Modelle, die einen solchen Antrieb haben. Es gibt Hersteller, die E-Bikes zu Discountpreisen anbieten und die haben dann möglicherweise einen Frontantrieb. Bei Marken-Pedelecs sind Frontmotoren heute eine echte Seltenheit. 

Ein E-Bike-Antrieb am Vorderrad bringt einen wirklichen Nachteil mit, der dafür verantwortlich ist, dass heute andere Systeme in der Überzahl sind. Der Antrieb an der Gabel verändert die Fahreigenschaften des Pedelecs so sehr, dass von einem “natürlichen Fahrverhalten” nicht mehr die Rede sein kann. Der Schwerpunkt eines Fahrrads sollte mittig und tief liegen, so kann es ein stabiles Fahrverhalten und vorhersehbare Lenkeigenschaften bieten. Bei einem Front-Antrieb ist der Schwerpunkt aber vorne und recht weit oben. Da der Antrieb an der Gabel sitzt, ist das zusätzliche Gewicht auch noch beweglich, besonders stabil rollt ein solches Fahrrad leider nicht, es kann sogar zum Ausbrechen neigen oder wegrutschen.

Auch das Fahrgefühl ist alles andere als natürlich, denn beim Heck E-Bike-Antrieb und Mittelmotor wird direkt am hinteren Laufrad, bzw. an der Kurbel mitgeschoben. Beim Vorderradantrieb passiert der Schub am Vorderrad, und damit an einer Stelle, die du als Fahrradfahrer*in nicht gewohnt bist. 

Aus diesem Grund sind an hochwertigen E-Bikes andere Antriebe verbaut, auch wenn ein Frontantrieb günstig und wartungsarm ist. 

 

Die Eigenschaften eines Vorderrad-Antriebs im Überblick:

  • kein verstärkter Verschleiß an der Kette usw.
  • günstig
  • wartungsarm
  • problematisches Fahrverhalten
  • ungewohntes Fahrgefühl
  • wenig Leistung

Die Unterschiede der E-Bike Antriebe

Du siehst schon, in wichtigen Punkten unterscheiden sich die beiden verbleibenden E-Bike Antriebe. Vor allem in der Leistung, beim Gewicht und im Aussehen gibt es Unterschiede.

 

Weniger (Gewicht) ist mehr – was wiegt ein E-Bike-Antrieb?

Ein wichtiger Aspekt, der den Heckantrieb wiederbelebt hat, ist sein Gewichtsvorteil. 

Ein Mittelmotor mit viel Leistung bringt heute 3 bis 3,5 kg auf die Waage. Ein Heckmotor kann 2,1 kg oder sogar 1,3 kg leicht sein. Ganz ähnlich sieht es bei den Akkus aus, auch hier gibt es heute besonders leichte Modelle. Insgesamt kann die Wahl des Antriebs beim E-Bike eine Einsparung von einigen Kilos bedeuten und dazu beigetragen, das übliche Gesamtgewicht eines E-Bikes von rund 26 kg auf unter 17 kg zu drücken. 

Das Praktische daran: Je leichter das Gesamtgewicht des E-Bikes ist, desto weniger Motorkraft wird gebraucht, um es vorwärts zu bringen, damit steigt die Reichweite.

 

Wie viel Power braucht dein E-Bike Antrieb?

Klar, bei einer neuen Technologie muss sofort getestet werden, was sie kann! Aus diesem Grund wurden E-Bike-Motoren mit mehr und mehr Leistung vollgestopft. Geschwindigkeit und Nennleistung werden vom Gesetz gedeckelt, in Deutschland dürfen “normale E-Bikes” bis zu 250 Watt Leistung haben und dich bis zu einer Geschwindigkeit von 25km/h unterstützen. 

Beim Drehmoment (der Kraft, die der Motor entwickelt) gibt es keine solche Begrenzung, und die Leistung der Antriebe wuchs und wuchs und wuchs… Damit wurden die Mittel-Antriebe schwerer und klobiger. Mehr Leistung macht einen E-Bike-Antrieb aber auch hungriger, es muss also mehr und mehr Akku-Kapazität her, und wieder wird das E-Bike schwerer und teurer. Heckantriebe setzen dagegen auf gezielt eingesetzte, moderate Unterstützung, sie brauchen darum auch weniger Energie. 

 

Zum Vergleich: 

  • Ein Mittelmotor für E-MTBs hat 85, 90 oder mehr Nm Drehmoment, Spitzenreiter ist ein Antrieb mit 120 Nm
  • Ein E-Bike-Antrieb für Cargo-Bikes (auch ein Mittelmotor) braucht ebenfalls rund 85 Nm
  • Ein Antrieb für Trekking-E-Bikes oder leistungsfähige City-Bikes hat etwa 50 Nm
  • Ein kleiner Antrieb für City-E-Bikes kommt mit 40 Nm bestens klar
  • Akkus brauchen hier bis zu 650 Wh, auch Doppelakkus sind keine Seltenheit

 

  • Ein super-leichter Heckantrieb hat 30 Nm
  • Ein “normaler” E-Bike-Antrieb am Hinterrad hat durchschnittlich 40Nm
  • Die Akkus haben zwischen 300 und 400 Wh

 

Ein neuer Look für’s E-Bike

Man soll sich ja nicht an Äußerlichkeiten festbeißen, aber ein E-Bike, das nicht aussieht wie ein E-Bike, war lange das erklärte Ziel, aber leider nicht umzusetzen. E-Bike-Akkus konnten recht schnell unsichtbar gemacht werden, es dauerte ein paar Modelljahre, dann verschwanden sie in einem Rohr des Rahmens und waren nicht mehr zu sehen. Den Motor zu integrieren war deutlich schwieriger, der Mittelmotor ist und bleibt einfach sichtbar. Ein E-Bike-Antrieb am Heck kann dagegen wirklich unauffällig ins Design des E-Bikes integriert werden. Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist sicher die Tatsache, dass viele E-Bike-Hersteller inzwischen nicht mehr zukaufen, sondern selbst den passenden Antrieb entwickeln. Diese Systeme können perfekt in das Design der Rahmen integriert werden. 

Ein Mittel-Motor lässt sich nur schwer verstecken. Um den E-Bike-Antrieb am Hinterrad zu entdecken, musst du schon genau hinsehen! Bild © Haibike, Orbea

Welche Ausstattung funktioniert mit welchem E-Bike-Antrieb?

 

Die Schaltung:

Alle Antriebsarten funktionieren mit Nabenschaltung oder Kettenschaltung, auch elektronische Schaltungen oder stufenlose Schaltungen sind möglich. 

 

Die Bremsen:

E-Bikes sollten eigentlich immer Scheibenbremsen haben, egal, wo der Antrieb sitzt. Sowohl Front-, als auch Heckantrieb und Mittelmotor sind mit Rücktritt-Bremsen kombinierbar.

 

Die Steuerung:

E-Bikes mit einem “großen Motor” haben meist Displays, die viele Informationen liefern und eine Bedieneinheit links am Lenker. Manche Antriebe können auch per Handy gesteuert werden. Ein abgespecktes E-Bike mit einem kleineren (Heck-) Antrieb hat dagegen oft nicht mehr als ein paar Knöpfe zur Auswahl der Unterstützungsstufe und eine Leuchtanzeige, die den Ladestand des Akkus verrät.

 

E-Bike Antriebe im Überblick

 

E-Bike-Antrieb

Mittelmotor

Heckantrieb

Vorderrad-Antrieb

       

Leistung

*****

***

*

Wartungsaufwand

***

*

*

Verbreitung

weit verbreitet

auf dem Vormarsch

sehr selten geworden

Auswahl

viele unterschiedliche Modelle

zunehmende Auswahl

eher eine Ausnahme

Hersteller

Bosch, Shimano, Yamaha, Fazua, Brose

Hyena, Mahle, Eovolt, Bafang, und andere

-

Preis Antrieb

teurer 

günstig

sehr günstig

Preis E-Bike

mittlere bis hohe Preisklasse

günstige Modelle erhältlich

Low Budget E-Bikes

Optik

gut zu sehen

unauffällig

wenig auffällig

Leistung

40 bis 120 Nm

bis ca. 40 Nm

-

Schaltung

Kettenschaltung oder Nabenschaltung

Kettenschaltung oder Nabenschaltung

Kettenschaltung oder Nabenschaltung

Bremsen

in der Regel Scheibenbremsen, Rücktritt möglich

in der Regel Scheibenbremsen, Rücktritt möglich

Rücktritt möglich

Steuerung

Display + Bedienelement

Bedienelement + Ladestandsanzeige

Bedienelement + Ladestandsanzeige

Welche E-Bikes?

eMTBs, Touren-E-Bikes, Commuter-E-Bikes, E-Rennräder und E-Gravel Bikes

City-E-Bikes, Gravel E-Bikes, E-Rennräder, E-Falträder

City-E-Bikes, Freizeiträder

 

E-Bike Antriebe – welche Hersteller gibt es?

Noch vor wenigen Jahren gab es gerade vier Hersteller, die den E-Bike Markt beherrschten. Allen voran Bosch, der deutsche Hersteller lieferte E-Bike Antriebe, die als Messlatte für alle anderen Hersteller dienten. Natürlich wollte auch Fahrradteile-Riese Shimano ein Stück vom E-Bike Kuchen, Nummer Drei und Vier im Bunde waren Panasonic und Yamaha. Heute gibt es immer mehr kleine Hersteller, die sich oft auf eine Antriebsart spezialisieren oder die Fahrrad-Bauer entwickeln einen eigenen E- Bike Antrieb, gerne auch in Kooperation mit einem kleineren Anbieter.

 

Fazit - welcher E-Bike Antrieb ist der richtige für dich?

 

Die Entscheidung ist nun eigentlich ganz einfach. 

Möchtest du ein besonders leichtes, unkompliziertes Fahrrad haben und nicht zu tief in die Tasche greifen? Du kannst öfter nachladen, freust dich auf etwas Bewegung und willst dir nur wenig helfen lassen?


→ Dann solltest du dir ein E-Bike mit Heckantrieb kaufen.

 

Du findest diese Fahrräder unter unseren Trekking-E-Bikes und auch bei den City-E-Bikes. E-Rennräder und E-Gravel Bikes haben ebenfalls leichte Heckantriebe. 



Möchtest du viel Leistung und viel Reichweite? Dein Fahrrad rollt, es wird nicht gehoben? Der höhere Preis schreckt dich nicht ab?


→ Dann brauchst du ein Pedelec mit Mittelmotor. 

 

Viele MTBs (Hardtails und Fullyshaben große Mittelmotoren, auch Trekkingbikes für Langstrecken sind damit ausgestattet. 

 

Im Bike Blog findest du weitere Beiträge zum Thema E-Bikes:

Der Heckantrieb an der Radnabe fällt wirklich kaum auf! Bild © Trek

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