Gute Fahrräder kommen in den Himmel, Enduros kommen überall hin. Oder so ähnlich. Fakt ist: ein Enduro kann das, was andere Mountainbikes eben nicht können.
1. Das ist ein Enduro
Irgendwie ist ja jedes Mountainbike ein Alleskönner, denn sie alle kommen dort voran, wo andere Fahrräder eindeutig fehl am Platz sind. Ein Enduro ist dann quasi der Alleskönner unter den unter diesen Alleskönnern, denn es gibt kaum ein Gelände, in dem ein Enduro steckenbleibt. Der berühmte Effizienz-Geländegängigkeits-Regler ist hier beinahe am Anschlag der Offroad-Seite. Langstreckentauglich sind Enduros eher weniger, denn sie sind nicht gerade als Leichtgewichte bekannt. Auch für Geschwindigkeitsrekorde sind sie schlicht nicht effizient genug. Dafür pflügen sie sich an den Stellen kompromisslos weiter, für die andere Bikes eindeutig zu schwach auf der Brust sind.
Die Untergründe, auf denen breite Enduro-Schlappen Halt finden, könnten nicht vielseitiger sein: lose, nass, ruppig oder verblockt, steil ansteigend oder schwindelerregend bergab, du kannst einem Enduro geländemäßig ordentlich einschenken. Hier können sie durchaus mit einem Downhill-Bike gleichziehen, mit dem Unterschied, dass ein Enduro-Bike eben keinen Lift braucht, um den Berg hochzukommen.
Ein Vergleich unterschiedlicher MTBs macht die Sache hoffentlich noch etwas deutlicher:
- Enduro – Downhill: Ein Downhillbike ist für Schuß abwärts gebaut. Es tut sich aufwärts und gerade rüber aber schwer. Ein Enduro kann auch abwärts, aber eben nicht nur.
- Enduro – Marathon/Race Fully: Race heißt immer Vortrieb, wenig Gewicht und schlanke Ausstattung. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen würde ein Enduro wohl in der Staubwolke verbringen, die das Marathon-Fully vor ihm aufwirbelt. Wenn es technisch wird, hängt das Enduro die Racer locker ab.
- Enduro – AM (AllMountain): In Sachen Vielseitigkeit ist ein AM wohl am nächsten dran am Enduro, wobei Enduros mit Sicherheit bei der Geländegängigkeit die Nase vorne haben.
- Enduro – Wald-und-Wiesen-Hardtail: Auch wenn Hardtails immer vielseitiger werden, an die Bandbreite eines Enduros werden sie niemals heranreichen. Wo ein Hardtail umdrehen muss, wird ein Enduro erst so richtig warm. Dafür ist ein Hardtail auf weiten Strecken deutlich effizienter.
2. Racing Enduro, AllMountain Enduro, abfahrtsorientiertes Enduro?
Die oben genannten Vergleiche sind mit Vorsicht zu genießen! Jeder Hersteller definiert seine Mountainbikes etwas anders, sie unterscheiden sich von Modell zu Modell oder auch in den unterschiedlichen Baureihen. Wenn du dich dazu entschlossen hast, ein Enduro zu kaufen, ist also leider nur ein Teil der Denkarbeit erledigt, denn Enduro ist nicht gleich Enduro! Das eine ist wendiger, das nächste hat gigantische Federwegs-Reserven, das dritte ist kletterfreudig oder es beschleunigt rasant. Wenn du genau wissen willst, was die Enduros hier im Onlineshop draufhaben, solltest du einen Blick in die Spezifikationen werfen. Beschreibung und Specs liefern dir eine Vorstellung davon, was dein zukünftiges Traum-Fahrrad kann.
3. Reserven für was auch immer…die Enduro-Ausstattung
Enduros sind immer Fullys, also vollgefederte Fahrräder mit einer Federgabel und einem Dämpfer im Rahmen. Sie haben in der Regel massive Tauchwege, und somit genug Reserven für gröbste Abfahrten. Dann könntest du ja auch ein Downhill-Bike fahren? Stimmt, bergab könntest du das, denn eine Downhill-Geo funktioniert auf Abfahrten prima. Bergauf allerdings weniger. Ein Enduro macht auch beim Aufstieg gewaltig Spaß, es ist wendig genug für anspruchsvolle Trails, hat eine präzise Kurvenlage und lässt sich bei atemberaubenden Downhills gut kontrollieren, satter Travel von bis zu 180mm sorgt für die nötige Traktion und Dämpfung. Je nach Setup gibt es Luftdämpfer oder Rahmendämpfer mit Stahlfeder. Heute haben Enduros meist 1x11 oder 1x12er Schaltungen mit maximaler Bandbreite, und damit genug Anpassungsfähigkeit für jeglichen Unsinn. Abgesehen davon sind Variostützen obligatorisch. Einige Hersteller nutzen den Innenraum der relativ großen Rohre übrigens für ein Staufach.
Viele Enduros stehen bereits beim Kauf auf leichten Carbon-Laufrädern und sind tubeless-ready. Grobe Stollen außen am breiten Reifen liefern ordentlich Biss auch auf schwierigem Terrain.
Der robuste Rahmen und die Ausstattung bringen natürlich Gewicht mit, rechne mit rund 14 bis 15 Kilo.
4. Enduro Geo
Mit jedem Modelljahr verschieben sich hier die Parameter etwas, aber generell haben Enduro-Bikes steile Sitzwinkel, und somit einen effizienten Antritt, der Klettereigenschaften und Vortrieb auf die Sprünge hilft. Der eher flache Lenkwinkel sorgt für eine schöne Laufruhe. Wenig Radstand und kurze Kettenstreben machen die Bikes agil und reaktionsfreudig, im technischen Gelände ein unschlagbarer Vorteil. Generell sitzt du auf einem Enduro eher aufrecht und mittig im Rahmen.
5. Enduro Bikes sind robust
Schlanke Leichtgewichte sind die meisten Enduros eher nicht, hier geht es vor allem darum, dem Rahmen eine effiziente Steifigkeit zu verleihen und dabei für Erschütterungen und Landungen mit ordentlich Karacho vorzusorgen. Bei Material und Konstruktion gilt es nicht, das letzte Gramm Gewicht herunterzuschälen, vielmehr muss das MTB Sprünge und Drops und den einen oder anderen Sturz überleben. Neben der stabilen Rahmenkonstruktion sind auch die Komponenten technisch ausgereift und haltbar verarbeitet, meist werden die Top-Gruppen bekannter Hersteller verbaut, und es gibt daher wohl günstige Enduros, billige aber eher nicht.
6. Gutes Handling
Vor allem im fiesen Gelände dürfen Fahrgefühl und Kontrolle nicht zu kurz kommen. Enduros haben daher Geometrien, die Stabilität, ein sicheres Fahrgefühl und eine perfekte Kontrolle über das Fahrrad versprechen. Je mieser der Untergrund wird, desto wichtiger werden eine hervorragende Lenkpräzision und ein feinfühliges Handling, also ein Bike, das sensibel auf die Bewegungen des Fahrers anspricht.
7. Alu oder Carbon-Enduro?
Oft ist die Entscheidung für Carbon oder Aluminium in erster Linie eine Preisfrage. Ein Carbon-Enduro ist natürlich leichter, die Rahmen sind verwindungssteif und effizient, bei einigen Modellen frisst allerdings die umfassende Ausstattung den Gewichtsvorteil direkt wieder auf. Dafür ist Carbon bekanntermaßen nicht billig. Alu-Enduro-Bikes können mit Carbon gewichtsmäßig nicht mithalten, andererseits haben sie einen deutlich geringeren Kaufpreis.
Das Gerücht, dass Carbonrahmen empfindlich sind, hält sich hartnäckig und bereitet gerade Mountainbikern sorge, die im Gelände gerne ordentlich die Sau rauslassen. Die Techniken in der Carbon-Fertigung sind inzwischen aber so weit ausgereift, dass im täglichen Gebrauch kaum Nachteile festzustellen sind. Heute sind Carbonrahmen meist ebenso haltbar wie Alurahmen, mit zwei kleinen Unterschieden. Carbon mag keine punktuelle Krafteinwirkung, sprich: Steinschläge oder Stürze auf harte Kanten. Hier kommt es gerne zu Brüchen. Carbon ist außerdem – im Gegensatz zu Alu – absolut nicht dazu bereit, nachzugeben. Wo Alu sich noch verformt, bricht Carbon.
8. Enduro kommt aus dem Motocross
Es war schon immer so – einige Teile, Technologien und auch Accessoires haben Fahrräder dem Motorsport abgeguckt. Enduro war zunächst eine MX-Disziplin, schon seit den 1970ern machten Schrauber ihre Straßenmotorräder geländetauglich, sie bekamen den Namen “Enduro” verpasst. Später erst wurden die entsprechenden Mountainbikes entwickelt. Es gibt übrigens heute sozusagen als Zwischenschritt auch eine Mischung aus Fahrrad und Motor – logo, denn E-Bikes gibt es auch in vollgefederten Enduro-Versionen.
Der Name ist ein Mix aus dem englischen endurance (“Ausdauer”) und dem spanischen Begriff endurecido (“abgehärtet”).
9. Ist ein Enduro das perfekte Bike für dich?
Wenn du alpines Gelände, anspruchsvolle Trails und technische Bikeparks unter die Räder nehmen möchtest, bist du hier bei unseren Enduros richtig. Wenn du selbst zum Einstieg pedalieren willst, und danach die Abfahrt genießen willst, gibt es tatsächlich wenig Alternativen, nur ein Enduro liegt hier genau in der goldenen Mitte zwischen uphill und downhill. Wenn du lieber die Schwerkraft für dich arbeiten lässt, wäre ein DH-Bike eine Alternative, wenn du lange Strecken vor dir hast, solltest du dich bei unseren Marathon-Fullys und Touren-Fullys umsehen. Trailbikes und AM-MTBs bringen etwas weniger Federweg mit, perfekt für gemäßigtes Gelände und lässige Flow-Trails.
Deutlich günstiger kommst du allerdings mit einem Hardtail oder sogar einem Dirtbike weg.